Arnoldus

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Die Manheimer Bürge: Wald seit Ewigkeiten. Am Ende des Weges beginnt der Tagbeau.

Im Jahr 774 – also vor mehr als 1.240 Jahren – soll Arnoldus von Arnoldsweiler dafür gesorgt haben, dass die Bevölkerung den kaiserlichen Wald nutzen durfte, der zwischen ihren Ortschaften lag. Heute sind die letzten Reste des sogenannten Bürgewaldes (Hambacher Forst) vom Tagebau Hambach bedroht: RWE will die letzten Bäume fällen lassen. Arnoldus von Arnoldsweiler soll das Waldgebiet umritten haben. Wir wollen seinen Spuren folgen.

Der Legende nach war Arnold Sänger und Harfenspieler am Hofe Karls des Großen. Er war wegen großer Mildtätigkeit und Barmherzigkeit bei der armen Bevölkerung der Umgebung sehr beliebt. Seine Gebeine ruhen in der Arnolduskapelle in Arnoldsweiler. Arnoldsweiler liegt zwischen Ellen und Merzenich im Kreis Düren. Die Fresken in der Arnolduskapelle wurden von Peter Hecker gemalt. Sie erzählen die Geschichte des Heiligen Arnoldus.

Alten Abschriften aus dem 12. Jahrhundert zufolge kam Arnoldus aus seiner Heimat Griechenland an den Hof Karls des Großen und erfreute den König mit seiner Musik. Er sah die Not der armen Bevölkerung und erfuhr, dass die Leute noch nicht einmal das zum täglichen Leben notwendige Brennholz aus den nahen Wäldern holen durften, weil der Wald dem königlichen Fiskus unterlag.

Eines Tages, so erzählt die Legende, jagte der Kaiser mit seinem Tross in den Wäldern in der Nähe des Dorfes. Als der Kaiser sich mit seinem Gefolge zum Mittagsmahl niedersetzte, erbat sich Arnold den Teil des Waldes, den er in der Zeit, in der der König beim Mahl saß, umreiten könnte, als Geschenk. Der König, der dem Sänger wohlgesonnen war, willigte ein. Arnold hatte sein Vorhaben mit der Bevölkerung abgesprochen und bekam in jedem Ort ein frisches Pferd, so dass er ein recht großes Waldstück umreiten konnte. Er markierte die Bäume mit einer Kerbe, die er mit seinem Schwert schlug. Der Kaiser hielt sich an die Absprache und Arnold bekam den sogenannten Bürgewald als Lehen. Er hatte nun das Nutzungsrecht auf Weidgang, Eichelmast und Holzgerechtigkeit, das er auf die anliegenden Ortschaften übertrug.

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Fresko in der Arnolduskapelle in Arnoldsweiler: Arnolds Ritt um den Bürgewald

Die ausführlich geschilderte Übergabe fand in Anwesenheit aller Führungskräfte des Reiches 775 auf dem Reichstag von Düren statt. Sofort nach dem Erhalt schenkte Arnold den Wald Gott und verteilte ihn als Bürgewald unter den anliegenden Ortschaften, in deren Besitz er bis 1967 blieb. Vor 40 Jahren erstreckte sich das Waldgebiet noch über ca. 42 Quadratkilometer bzw. 4.200 Hektar.

Die Bewohner durften das benötigte Brennholz aus dem Wald holen. Später mussten sie dafür den sogenannten Wachszins erbringen. Das ist eine Abgabe in Form von Kerzenwachs, die jedes Jahr zu Pfingsten in die Kirche von Arnoldsweiler zu bringen war. Je nach Einwohnerzahl hatten die Gemeinden eine unterschiedliche Menge von Kerzenwachs oder Kerzen abzuliefern. Das Kerzenopfer bestand bis zum Jahr 1840. In der Arnolduskapelle befindet sich in der Vorhalle unter dem Fenster ein großer Kerzenständer mit den Plaketten von 16 beteiligten Orten: Niederzier, Sindorf, Blatzheim, Buir, Golzheim, Morschenich (soll 2022 dem Tagebau weichen), Merzenich, Elsdorf, Arnoldsweiler, Manheim (soll 2022 dem Tagebau weichen), Rödingen, Lich († 1989), Paffendorf, Niederembt, Oberzier, Ellen.

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Arnolduskapelle in Arnoldsweiler: Kerzenständer mit Ortsschildern

Bis heute findet alljährlich während einer Festwoche um den l8. Juli, dem Todestag des Heiligen, eine große Wallfahrt nach Arnoldsweiler statt. Seit 2013 erbringen Manheimer Pilger auf Initiative von Ortsvorsteherin Loni Lambertz wieder den Wachszins. Seit 2012 befindet sich Manheim in der Umsiedlung. Nach dem 3. Rahmenbetriebsplan von RWE soll der mehr als 1.000 Jahre alte Ort dem Tagebau weichen. Zusammen mit dem benachbarten Morschenich und dem letzten Rest des Bürgewaldes.

Arnold starb am 18. Juli 852 im Alter von ca. 80 Jahren in Arnoldsweiler. In Arnoldsweiler wurde zunächst eine Kapelle und später auch eine Kirche gebaut. Beide sind nach Arnoldus benannt. Auch der Ort wurde nach ihm benannt. Bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts hieß Arnoldsweiler noch Ginizwilre.

>>> Nach Arnolds‘ Ritt folgen wir den Spuren von Barbara. >>>